Umgang mit der Sorge „Ich bin nicht trans* genug“

Cis Leute verstehen nicht wie es sein kann, dass wir trans* sind – es macht oft einfach keinen Sinn für sie! Geschichten darüber, was es heißt trans* zu sein, sind entsprechend genau das: Geschichten, die wir erzählen, um von einer cis Gesellschaft ernst genommenu werden. Die Protagonist*innen haben einfach zu erklärende, eindeutige Erfahrungen: sie werden mit dem Wissen geboren trans* zu sein, fühlen sich von Pubertät an mit den Entwicklungen ihres Körpers unwohl, und nur in der Rolle des „anderen Geschlechtes“ am richtigen Ort.

Als ich ein Kind war, dachte ich es wäre unmöglich, dass ich trans sein könnte – weil dann wäre ich ja sowohl trans Frau, als auch lesbisch. Und wie wahrscheinlich ist das denn? Selbst nachdem ich mich als trans verstanden habe, stellte ich meine Erfahrung immer wieder in Frage. Ist es mir nicht manchmal komplett egal, ob ich als männlich oder weiblich behandelt werde? Habe ich nicht oft keine Lust auf Kleider, und sowieso keine Lust auf Makeup? Fühle ich mich nicht häufig mit einem maskulinen Körper wohl und sollte ich mich nicht viel mehr nach Hormon-Therapie und Operation sehnen?

Aber ich bin keine Protagonistin einer für Cis Leute geschriebenen Geschichte. Meine Erfahrungen sind widersprüchlich und komplex. Ganz entgegen meiner Annahme als Kind ist es heutzutage tatsächlich meine lesbische Identität, die mein Verhältnis zu Weiblichkeit definiert. Ich bin eine butch trans Frau und meine Weiblichkeit ist genauso queer wie ich trans bin. Es ist die Tatsache, dass ich mein Leben als Frau – als butch trans Frau – leben möchte, die mich trans macht. Alle anderen meiner Erfahrungen sind genauso vielfältige Erfahrungen mit Weiblichkeit, wie sie auch cis Frauen machen. Nur das ich halt trans bin.

Sascha Moros (Sie/Ihre)