The power of language

CN: Sprechen über Erfahrung Misgendern

The power of language – Sprache macht viel mit unserem Geist, unserem Kopf. Sprache kann sich negativ auf uns auswirken, aber auch positiv. Die Gesellschaft spricht von einem „Genderwahn“, wenn es darum geht, inklusiver in unserer Sprache zu sein. Selbst wenn es schon darum geht, die feminine Form von Wörtern im Alltag mitzubenutzen, heißt es schon, dass der Einfachheit halber lieber das „generische Maskulinum“ genutzt wird und damit ja alle Geschlechter gemeint sind. Klar, alle Geschlechter…

Ich bin Elissar und nutze aktuell die Pronomen sie/dey. Pronomen haben für mich als nicht-binäre trans* Person schon immer eine große Rolle gespielt, sie waren immer im stetigen Wandel. Das ist bei vielen trans* und nicht-binären Personen so. Als ich mich das erste Mal als nicht-binär geoutet hatte – noch vor meinem trans* Coming Out – nutzte ich damals noch nur binäre Pronomen für mich, also zu dem Zeitpunkt das Pronomen „er“. Es hat ein wenig Zeit gebraucht, bis ich dann gesagt habe, dass ich auch „they“ aus dem Englischen nutze oder im Deutschen meinen Namen anstelle von Pronomen. Tatsächlich lag das genau daran, dass ich es anderen Menschen nicht schwer machen wollte, indem ich sage, dass ich keine Pronomen oder Neopronomen nutze.

Ich erfahre es recht häufig in der nicht-binären Community, dass wir es anderen Menschen nicht schwer machen wollen und deshalb bei der Vorstellung oft noch ein binäres Pronomen mit benennen. Das ist natürlich nicht der einzige Grund. Oft kommt dann auch noch dazu, dass eine Angst entsteht, misgendert zu werden, was für mich persönlich Gender Dysphoria auslösen kann.

Als ich mich dann aber als trans* Frau geoutet habe, hat sich nochmal alles zu meinem Gefühl zu Pronomen geändert. Davor war es mir viel gleichgültiger, als nicht-binäre Person misgendert zu werden, da es mir sowieso nicht ganz ans Herz ging. Aber spätestens nach meinem trans* Coming Out wurden mir Pronomen und Label viel wichtiger. Ich begann erst dann damit, das Pronomen „sie“ und das Label „Frau“ zu nutzen und bestand sehr stark darauf, dass Personen mich richtig ansprechen.

Warum? Zum einen hat es mich damals ziemlich getriggert, zum anderen wurde ich wirklich wütend, wenn ich misgendert wurde. In manchen Situationen bin ich eingefroren, in anderen konnte ich echt gut für mich selbst einstehen. An dieser Stelle möchte ich gerne erwähnen, dass es wirklich nicht immer geht, Menschen, die dich misgendern zu korrigieren. Ich war oft auch einfach auf den Support meiner Freund*innen angewiesen und daher hier auch meine Botschaft an (vor allem) Nicht-Betroffene: Steht für eure trans Freund*innen ein und helft ihnen in solchen Situationen! Ihr könnt solche Dinge auch vorher absprechen – für den Fall der Fälle eben, wenn misgendert wird.

Je wohler ich mich in meiner Geschlechtsidentität und meinem Ausdruck fühle, desto einfacher fällt es mir mit solchen Situationen umzugehen. Natürlich spielt meine Transition – ob medizinisch oder rechtlich – hier eine große Rolle. Zeit ist verstrichen und ich fühle mich extrem wohl in meinem Körper und in meiner Geschlechtsidentität, vor allem Operationen haben mir persönlich dabei geholfen hierhin zu gelangen. Heute nutze ich auch wieder Neopronomen – mittlerweile sogar lieber als das Pronomen „sie“, denn meine nicht-binäre Identität hatte sich ja nie wirklich geändert.

Für mich macht es einen sehr großen Unterschied, wann ich welche Label wie nutze: Manche Label nutze ich, um auf eine bestimmte Art gelesen zu werden. Das macht meinen Alltag einfacher. Und manche Label nutze ich, um meine persönliche Identität für mich zu definieren und auszudrücken – weit weg von gesellschaftlichen Erwartungen.

In unserer Gesellschaft fehlt das Verständnis für diesen Unterschied leider oft. Wir können aber anfangen, uns von den Erwartungen zu lösen indem wir Labels auf beide Arten benutzen. Damit können wir unseren Identitäten mehr Raum geben. Das ist unser Recht – denn noch viel machtvoller als bloße Sprache ist die Fähigkeit die eigene Identität für sich selbst zu benennen, zu definieren und auszudrücken. Bleibe dir treu und ermächtige dich selbst, indem du dir Ausdruck gibst und gesellschaftliche Erwartungen entmächtigst. Transness is resistance!

“The more I hold myself close and fully embrace who I am, the more I thrive.” -Elliot Page

Elissar Z. El-Marouk